Moderne Chormusik 
des XX. Jahrhunderts: Theorie und
Aufführungspraxis

 

ANTON WEBERN Drei Kantaten 

IGOR STRAVINSKY «Canticum sacrum»

LUIGI NONO «Il canto sospeso»

KRZYSZTOF PENDERECKI «Dies irae»

WITOLD LUTOSŁAWSKI «Trois Poémes d’Henri Michaux»

GYÖRGY LIGETI «Requiem», «Lux aeterna»

KARLHEINZ STOCKHAUSEN «Unsichtbare Сhöre vom Donnertag aus Licht»

 

 

EDISON DENISOV Die Werke für den Chor

SOFIA GUBAIDULINA «Jetzt ist immer Schnee»

ALFRED SCHNITTKE Chorkonzert nach dem Text von Grigor Narekazí

RODION SHCHEDRIN Chormusik nach N. Leskovs

«Der versiegelte Engel»

ALEMDAR KARAMANOV «Stabat mater»
 

Die zweite Auflage des Buchs "Moderne Chormusik: Theorie und Aufführungspraxis" nimmt Bezug auf einige Werke der Chormusik des XX. Jahrhunderts und deren Aufführungspraxis in Verbindung mit der Problematik der Kompositionstechniken.

Nach der ersten Auflage des Buches sind mehr als 15 Jahre vergangen. Einige meiner Lehrer, die brillanten Musikwissenschaftler Yuri Kholopov und Valeria Tsenova und der bedeutende Chorleiter Boris Tevlin, sind zwischenzeitlich verstorben. Sie haben mich während meines Studiums, in der Zeit meiner Promotion und bei der Entstehung dieses Buches inspiriert und unterstützt. In Deutschland habe ich in meiner Funktion als Chordirektorin die am Moskauer Konservatorium erworbenen Kenntnisse in die Praxis umsetzt.

In Russland hat ein langjähriges Verbot die Forschung und das Studium der Neuen Musik unmöglich gemacht. Am Anfang des XXI. Jahrhunderts wirft die Aufführung der Chormusik, noch viele Fragen auf, die mit dem Verständnis und der Beherrschung der modernen Musiksprache verbunden sind. Eine Erweiterung des Spektrums der Ausdrucksmöglichkeiten ist mit der Entwicklung und einem Zuwachs an Komplexität bei den Kompositionstechniken verbunden.

Die Neue Chormusik des XX. Jahrhunderts, die hohe Ansprüche an die Aufführung stellt, ist selten Bestandteil von Konzertprogrammen und gehört nicht zum Standardrepertoire der Chöre in Russland und im europäischen Raum.

Die Kenntnis der verschiedenen Entwicklungsrichtungen der Modernen Chormusik ist für Chorsänger, Dirigenten und Komponisten als Komponente des Studiums der Chorliteratur bedeutend. Sie leistet damit auch einen Beitrag, dass zeitgemäße Stücke für den Chor häufiger aufgeführt werden.

Das Ziel dieses Buches ist nicht die Betrachtung der gesamten Chormusik des XX. Jahrhunderts. Vielmehr erfolgt an einigen markanten Werken eine Analyse der Musik und es werden Problematiken bei der Aufführung aufgezeigt.

Die betrachteten Chorstücke unterscheiden sich durch die Entstehungsgeschichte, das Kompositionsprinzip und den literarischen Text. Dies hat individuelle Auswirkungen auf die Analyse der Werke und den Prozess ihrer Aufführung.

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil widmet  sich der europäischen Neuen Chormusik. Der zweite Teil ist der russischen Avantgarde aus der zweiten Hälfte des XX. Jahrhunderts gewidmet.

Der erste Teil befasst sich mit den Chorwerken, die in folgenden kompositorischen Techniken geschrieben sind:

Dodekaphonie (Zwölftontechnik). Serielle Musik

Sonoristische Musik. Aleatorik

Formelkomposition (Karlheinz Stockhausen)

Die Analyse beginnt mit den Chorwerken von Anton Webern. Sein Schaffen beeinflusste viele nachkommende Generationen von Komponisten in Deutschland und der Welt. Sie studierten seine Kompositionstechnik und realisierten sie in ihren Werken.

Die nächsten Abschnitte untersuchen und werten die Chorstücke von I. Strawinsky (von seiner Zwölftonmusik-Periode) und L. Nono aus und vergleichen diese Werke. Im Abschnitt Aleatorik werden die Chorwerke von G. Ligeti, W. Lutoslawski und K. Penderecki analysiert. 

Der letzte Abschnitt betrachtet ein Chorwerk des Komponisten Karlheinz Stockhausen. Seine Werke sind in einer spezifischen Technik der Formelkomposition geschrieben, die untrennbar mit ihm verbunden ist. 

Der zweite Teil des Buches befasst sich mit den Chorwerken der russischen Komponisten E. Denisov, A. Schnittke, S. Gubaidulina, R. Shchedrin und A. Karamanov. Die Komponisten gehören zur Moskauer Schule, und sie haben sich mit der Neuen Wiener Schule und der experimentellen Nachkriegsmusik (Aleatorik und Sonorismus) beschäftigt. Der Unterschied im kompositorischen Prinzip der Chorwerke ist markant. Die Genres der Chormusik der Komponisten der russischen Avantgarde lassen sich in zwei Hauptrichtungen ordnen. Zum einen sind es die Chorstücke für den Kammerchor, die mit einem Vokalensemble aufgeführt werden (Denisov und Gubaidulina). Zum anderen die Werke aus der Tradition der Großen Russischen Chöre von Karamanov, Schnittke und Shchedrin.

Das Nachwort widmet sich den besten Chorleitern Moskaus. Abgedruckt sind die Fragmente mehrerer Interviews mit B. Tevlin, E. Rastvorova, W. Popov und V. Poljanski. Die Chorleiter reflektieren über moderne Chormusik und sprechen über die Aufführungspraxis der Neuen Musik und ihre Erinnerungen an die Komponisten.

Am Ende eines jeden Abschnittes gibt es Notenbeispiele, Beilagen, ein Verzeichnis der Sekundärliteratur und die Liste der Chorwerke der Komponisten.

Zum Abschluss des Buches ist eine Liste der Abkürzungen und die Erklärung der Terminologie "Neue Musik des XX. Jahrhunderts" abgedruckt.

Adressaten dieses Buches sind nicht nur die Studenten und die Lehrer der Musikhochschulen. Das Buch ist auch für Musikliebhaber, die sich für die Neue Chormusik interessieren.

 

Dr. Inna Batyuk 

 

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